TYPO3 Accessibility Sprint 2020 - ein Blick hinter die Kulissen

Vergangenes Jahr habe ich den ersten TYPO3 Accessibility Sprint des neu gegründeten TYPO3 Accessibility Teams mitorganisiert. Das Ziel des TYPO3 Accessibility Teams ist es, die TYPO3 Community zu unterstützen, den Kern des CMS barrierefrei zu machen. Das TYPO3 Accessibility Team ging aus der TYPO3 Accessibility Initiative hervor, nachdem in Gesprächen klar geworden war, dass die TYPO3 Association die Tätigkeiten für die Verbesserung der Barrierefreiheit dauerhaft unterstützen möchte.

Wir wollen alle, die zum Open Source Projekt TYPO3 beitragen, motivieren, bestehende Funktionalitäten barrierefrei zu machen und Neues barrierefrei hinzuzufügen.

Der Accessibility Sprint wurde ins Leben gerufen, um während der Tage andere aus der Community mit Interesse an Barrierefreiheit kennenzulernen, Verbesserungen der Barrierefreiheit zu implementieren und das Thema in der TYPO3 Community bekannter zu machen.

Zur Vorbereitung des Sprints haben wir vorab einen Barrierefreiheits-Audit eines Teilbereichs des aktuellen Systems durchführen lassen. Dieses Audit wurde mit dem Budget der TYPO3 Accessibility Initiative finanziert. Die Ergebnisse aus diesem Audit konnten alle Teilnehmer:innen benutzen, um bestehende Probleme schnell zu lokalisieren. Dadurch stand die Lösung und nicht das Finden der Probleme im Fokus. 

Aufgrund der aktuellen Pandemie-Lage hatten wir entschieden, den Sprint als verteilte Veranstaltung durchzuführen. Zum einen hatte es den Vorteil, dass für die Teilnehmer:innen eine (lange) Anreise entfiel. Zum anderen aber den Nachteil, dass man sich nicht so leicht koordinieren konnte. Für die Kommunikation wurde uns von punkt.de ein BigBlueButton-Server zur Verfügung gestellt. In einem Hauptraum mit öffentlichem Chat konnte sich jede:r bei Fragen oder Problemen äußern. Für die Diskussionsrunden wurden einzelne Räume in BigBlueButton genutzt. In einem TYPO3 Notes Dokument gab es zudem die Möglichkeit, in einem frei zugänglichen und bearbeitbaren Dokumente notwendige und hilfreiche Informationen zu finden und zu teilen.

Ich war überrascht, wie viele interessierte Teilnehmer:innen sich gefunden haben, die für drei Tage im Oktober geholfen haben, die Barrierefreiheit von TYPO3 merklich zu verbessern. Mein Ziel war es zehn Personen zu finden, die zusammen mit uns an TYPO3 arbeiten. Am Ende waren wir 29 Teilnehmer:innen aus vier Ländern in Europa und Amerika, davon waren 20 Personen alle drei Tage dabei. Wir haben uns vorgenommen, ein paar kleinere Probleme und vielleicht auch das eine oder andere größere Problem anzugehen, mit dem Ziel, die Lösung möglichst schnell in den Hauptzweig von TYPO3 zu bringen.

Eine Gruppe von Teilnehmer:innen hat sich Gedanken darüber gemacht, wie wir das Thema Barrierefreiheit in der TYPO3 Community gut platzieren können und so für ein allgemeines Bewusstsein für das Thema zu sorgen.

Ein anderer Teil der Teilnehmer:innen hat sich konkret um die Behebung von Problemen gekümmert. Durch die hohe Expertise der Teilnehmer:innen war es uns möglich, schon am ersten Tag Verbesserungen zu TYPO3 hinzuzufügen und vier der Änderungen wurden sofort in den Hauptzweig von TYPO3 integriert! Im Laufe der drei Tage sind knapp zehn Änderungen direkt in den Hauptzweig eingefügt worden. Zum Ende des Jahres waren über 30 Änderungen im Hauptzweig, die beim TYPO3 Accessibility Sprint gestartet wurden.

Es wurde viel getan, um die Qualität des Codes zu verbessern. Es wurden fehlerhafte Attribute korrigiert und Attribute zur Verbesserung der Barrierefreiheit hinzugefügt. Außerdem wurde für einige Bereiche die Tastaturbedienbarkeit verbessert oder überhaupt ermöglicht. Auch die Sichtbarkeit einiger Bedienelemente wurde verbessert, indem Farbkontraste angepasst wurden. Zudem war aufgefallen, dass es Auswahlboxen gab, deren visuelle Darstellung invertiert war, was für Nutzer:innen assistiver Technologien aber nicht wahrnehmbar war. Auch dieses Problem ist bereits in der aktuellen TYPO3 Version 11 behoben.

Besonders interessant war auch eine Live-Vorführung der Nutzung von TYPO3 durch Aleksander. Er ist blind und nimmt das Benutzerinterface deshalb mit seinem Screenreader wahr. Er hat uns aufgezeigt, dass noch viel zu tun ist, bis TYPO3 auch für blinde Nutzer:innen gut bedienbar ist. „An dieser Stelle würde ich die Hilfe einer sehenden Person hinzuholen”, war die bezeichnendste Aussage.

Bei der Verabschiedung wurden wir noch gefragt, wann der nächste Sprint stattfindet. Aktuell ist noch kein neuer Termin festgelegt, aber wir haben uns abgestimmt, einen neuen Termin in etwa einem halben Jahr zu finden. Der Vorschlag, sich direkt in der nächsten Woche wieder zu treffen, sorgte für allgemeine Erheiterung.

Für den nächsten Sprint wurde vorgeschlagen, dass wir versuchen sollten, Teilnehmer:innen aus Australien oder Asien zu finden, damit während der Tage des Sprints rund um die Uhr jemand an der Barrierefreiheit von TYPO3 arbeitet. Ich sehe dies als Anreiz, den nächsten Sprint entsprechend international zu bewerben. Vielleicht schaffen wir dieses Ziel.

Ich möchte allen Teilnehmer:innen danken! Es war toll, mit euch die Barrierefreiheit von TYPO3 zu verbessern!

Ein besonderer Dank geht an Elisabeth Zeilinger bei gugler*, die beim Accessibility Audit mitgewirkt hat und bei der Koordination vom Sprint unterstützt hat.

Danke an Paul Hansen von ecopixel, der bei der Organisation der Veranstaltung unterstützt hat und in der amerikanischen Zeitzone als Ansprechpartner zur Verfügung stand.

Danke auch an punkt.de für das zur Verfügung stellen der BigBlueButton Instanz, die wir für die Kommunikation während des Sprints genutzt haben.